Die KZ-Gedenkstätte Dachau

Gabriele Hammermann

Das Konzentrationslager Dachau gehörte zu den ersten Konzentrationslagern und bestand als einziges Lager während der gesamten zwölf Jahre der NS-Herrschaft. Es wurde im März 1933 errichtet und diente als Modell für alle später errichteten Konzentrationslager. In den zwölf Jahren seines Bestehens waren hier und in den zahlreichen Außenlagern über 200.000 Menschen aus ganz Europa inhaftiert. Mehr als 41.500 kamen ums Leben.

Der Initiative der ehemaligen Häftlinge, die sich im Comité International de Dachau zusammenschlossen, war es zu verdanken, dass 1965 das ehemalige Schutzhaftlager zur Gedenkstätte umgestaltet wurde. Im früheren Wirtschaftsgebäude entstanden eine große Ausstellung sowie ein Archiv und eine Bibliothek. In den folgenden Jahren wurden auf dem Gelände verschiedene religiöse Gedenkorte sowie das von dem Künstler und Überlebenden Nandor Glid entworfene Internationale Mahnmal am ehemaligen Appellplatz errichtet. In den 1970er und 1980er Jahren entwickelte sich die KZ-Gedenkstätte Dachau immer stärker zu einem Ort des Lernens und Gedenkens, der weltweites Interesse fand.

Steigende Besucherzahlen, aber auch die Notwendigkeit, das bestehende Informationsangebot wissenschaftlich und didaktisch zu aktualisieren und zeitgemäß zu präsentieren, waren der Anlass für die umfassende Neugestaltung der KZ-Gedenkstätte Dachau. Im Jahre 2003 wurde eine neue Dokumentationsausstellung mit dem Leitmotiv „Der Weg der Häftlinge” eröffnet. Informationstafeln erklären die Topographie des Geländes sowie die Geschichte der Gebäude. In den Räumen des früheren Lagergefängnisses entstand zudem eine Ausstellung, welche – wie die Dauerausstellung – die unmittelbare Wirkung des authentischen Ortes verstärkt mit einbezieht. Die baulichen Relikte präsentieren sich nicht nur als atmosphärischer Hintergrund, sie werden zum wesentlichen Exponat.

Seit dem 60. Jahrestag der Befreiung im April 2005 kann man die Gedenkstätte wieder über den historischen Zugang, das Jourhaus betreten. Damit eröffnet sich für die Besucher erstmals die Möglichkeit, die Topographie des früheren Konzentrationslagers in seiner ganzen Dimension zu erfassen. Die Neugestaltung der Gedenkstätte wurde im vergangenen Jahr durch die Eröffnung des Besuchergebäudes abgeschlossen, das inzwischen den Preis des Bundes der Deutschen Architekten Bayern erhielt. Hier finden sich die Besucherinformation und eine Audioguide-Ausgabe, eine Buchhandlung sowie eine Cafeteria.

Heute ist die KZ-Gedenkstätte mit jährlich über 700.000 Besuchern aus aller Welt die meistbesuchte Gedenkstätte in der Bundesrepublik Deutschland. Sie ist Gedenkort und Lernort zugleich. Im Mittelpunkt der Arbeit der wissenschaftlichen Abteilung stehen der historische Ort des ehemaligen Konzentrationslagers und seiner 140 Außenlager. Die Konzeption für die Gestaltung der ehemaligen Außenlager in Landsberg-Kaufering und Mühldorf sowie des ehemaligen „SS-Schießplatzes Hebertshausen“ gehört weiterhin zu den Aufgaben.

Die historisch-politische Bildungsarbeit an der KZ-Gedenkstätte ist angesichts der Internationalität seiner Besucherstruktur an zwei Polen verortet: der außerschulischen Jugendbildung und der interkulturellen Erwachsenenbildung. Gemeinsam mit nationalen und internationalen Kooperationspartnern entwickelt die KZ-Gedenkstätte Dachau Interview- und Ausstellungsprojekte, Tagungen, Fortbildungen, Exkursionen und Workshops. Eine wichtige Rolle spielt der Austausch mit Komitee der ehemaligen Dachau-Häftlinge, dem Comité International de Dachau und Überlebendenverbänden der verschiedenen Länder.